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Dieter Thomas Heck – Schlagerpapst und TV-Legende

Steckbrief

  • Bürgerlicher Name: Carl-Dieter Heckscher
  • Geburtsdatum: 29.12.1937
  • Todesdatum: 23.08.2018
  • Geburtsort: Flensburg
  • Körpergröße: 1,85m
  • Familienstand: verheiratet
  • Sternzeichen: Steinbock
  • Kinder: Rolf-Nils, Thomas-Kim, Saskia-Fee Isabell
  • Wohnort: Schweiz und Spanien

Wie alles begann

Als Carl-Dieter Heckscher am 29. Dezember 1937 in Flensburg geboren wurde, konnte niemand ahnen, was für eine bedeutende Persönlichkeit aus ihm werden würde. In Kriegszeiten (1943) wurde Heck als Kind in einem Luftschutzkeller verschüttet. Glück im Unglück: Der Keller wurde freigeschaufelt. Durch den Schock bekam das Kind Sprachstörungen und fing an zu stottern. Es dauerte lange, bis er den Sprachfehler überwand – hilfreich war hier zunächst, dass Dieter Radio spielte. Insbesondere hilfreich war, dass er in einem plattdeutschen Heimatstück in der Hamburger Schule Schwenckestraße mitspielen durfte, gefördert von seinem Lehrer Wilhelm Braasch.

Erster Fernsehauftritt bei Peter Frankenfeld

Im Jugendalter wollte Heck Sänger werden. Er nahm bei der Gesangslehrerin Professor Henry Wolff Gesangsunterricht. Am 28. Januar 1959 trat er (nachdem er das „Casting“ beim zuständigen Redakteur Horst Trinkwald überstanden hatte,) in Peter Frankenfelds Sendung „Toi Toi Toi“ auf und wurde als Sänger entdeckt – er ging mit dem Peter-Alexander-Schlager „Ein bisschen mehr“ als Sieger aus der Show hervor und begann, sich Gedanken über eine Karriere als Sänger zu machen. Als junger Mann war Heck Autoverkäufer. Bei der Hamburger Borgward-Vertretung war er so erfolgreich, dass er mit 19 Jahren bereits Senior-Verkäufer wurde. Mit seinem Lehrherrn Hugo Pfohe hat er sich sehr gut verstanden. Einer seiner Kunden war damals der berühmte Komponist und Textdichter Joe Menke, übrigens der Vater von „Fräulein Menke“. Der riet Carl-Dieter, einen eigenen Gesangsstil zu entwickeln und nicht (wie eigentlich geplant), Peter Alexander nachzueifern. Den Rat nahm Heck an und sagte einen bereits verabredeten Vorvertrag mit der Plattenfirma Teldec ab und produzierte seine erste Single unter dem Namen Dieter Heck: „Lass die Leute reden“ und „Hippe di Hopp, mein Mädchen“ – komponiert eben von Joe Menke, erschienen bei der Ariola. Immerhin: In der Hitparade des Deutschlandfunks holte Heck mit seinem Debut 35,3 % der Hörerstimmen für seinen Schlager.

Teilnahme am Grand-Prix-Vorentscheid 1961

Im Jahr 1961 gab es einen weiteren Meilenstein in Dieters Gesangskarriere – er nahm an der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix mit dem Titel „Was tut man nicht alles aus Liebe?“ teil. Auch privat war das Jahr 1961 für Heck von Bedeutung – er lernte bei der Geburtstagsfeier von Billy Mo seine erste Frau Edda kennen. Um im Musikbusiness besser Fuß zu fassen, wagte Heck den Sprung ins kalte Wasser und kündigte seinen sicheren Job bei Borgward, um bei einem Musikverlag („Marbot“) tätig zu werden. Ziel war es, hier einflussreiche Leute kennenzulernen. Der Plan ging auf – er lernte 1962 mit Ralf Arnie einen Musikverleger kennen, der ihn engagierte. Im Jahr 1963 war Heck zu Gast in einer Rundfunksendung des Südwestfunks, um seine aktuelle Single vorzustellen. Bei der Gelegenheit plapperte er wie ein Wasserfall und begann seinerseits, dem Interviewer Fragen zu stellen. Das gefiel dem damaligen Abteilungsleiter Herbert Falck und engagierte Heck für die Moderation einer Radioshow. Hecks erste 90-minütige Radiosendung hieß „Das ist Musik“ und wurde erstmals am 16. November 1963 ausgestrahlt.

Durchbruch als Moderator bei Radio Luxemburg

Im nächsten Jahr klingelte das Telefon, und Heck dachte an einen Scherz: Der große Camillo Felgen von Radio Luxemburg bat ihn, seine Urlaubsvertretung zu übernehmen. Heck sagte begeistert zu und kam an und wurde ab Februar 1965 fest bei Radio Luxemburg angestellt. Allerdings musste er seinen Namen ändern, weil es schon einen „Dieter“ bei RTL gab: Dieter Weidenfeld, der später langjähriger und angesehener Manager von Howard Carpendale werden würde. Zur Namensfindung beauftragte man das Jugendmagazin BRAVO. Dessen Leser verpassten Dieter den Namen „Thomas“. Seitdem heißt Heck Dieter „Thomas“ Heck – nur echt mit Anführungsstrichen.

Großer Erfolg mit der Schlagerwelle bei der Europawelle Saar

Im Sommer 1966 wechselte Dieter erneut den Sender. Dr. Raimund Hess, der Abteilungsleiter Unterhaltung, lotste ihn nach Saarbrücken zur Europawelle Saar, einem öffentlich-rechtlichen Konkurrenzsender von RTL, der auf der Mittelwelle-Skala direkt „Nachbar“ von RTL war. Um Werbekunden zu generieren, hatte Heck eine Idee. Mit flotten Ansagen und witzigen Sprüchen allein konnte er nicht punkten, weil das eine klare Spezialität der Luxemburger war. Für Unverwechselbarkeit sorgte ein Konzept, das sensationell erfolgreich werden würde: Es erfand 1967 die DEUTSCHE Schlagerparade und spielte dort nur deutschsprachige Titel. Fast „nebenbei“ erfand er noch einen Showpreis, die „Europa“, die später in „Goldene Europa“ umbenannt werden würde und zunächst für deutschsprachige erfolgreiche Interpreten gedacht war. Mit dieser Radioshow holte er 2 Millionen Zuhörer vor die Geräte. Die samstags zwischen 16 und 17 Uhr ausgestrahlte Sendung führte zu wöchentlich 7.000 bis 8.000 Zuschriften.

Riesen-Erfolg: ZDF-Hitparade

Das imponierte dem Erfolgsregisseur Truck Branss, der gemeinsam mit Heck ein Fernsehkonzept dieser Schlagerparade entwickelte. Der Heimatsender Saarländischer Rundfunk biss nicht an, dafür aber das ZDF in Gestalt des damaligen Unterhaltungschefs des ZDFs, Dr. Heinz Oepen – die legendäre ZDF-Hitparade, die am 18. Januar 1969 erstmals ausgestrahlt wurde, war geboren. Extra für die Show hatte sich Heck seinen Bart abschneiden lassen – die ZDF-Zuschauer hatten es so entschieden: Heck war im Winter 1968 in Rainer Holbes Starparade zu Gast und fragte die Fernsehzuschauer, ob der Bart dranbleiben durfte – das Publikum entschied sich dagegen. Die Erfolgsgeschichte der Hitparade ist legendär. Insbesondere Truck Branss drückte mit seiner autoritären Art der Sendung den Stempel auf. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie Ray Miller, der sich wohl unbeliebt gemacht hatte, entstand unter den damaligen Schlagerkollegen eine eingeschworene Gemeinschaft, die sich wohl auch bei Partys in der Bar des Hotels „Schweizerhof“ (von Insidern „Todeszelle“ genannt) ergeben hatten.

Intrige des Regisseurs Truck Branss nicht von Erfolg gekrönt

Was viele nicht wissen: Im Spätsommer 1970 hatte Heck mit Regisseur Truck Branss einen Riesenkrach. Branss intrigierte gegen Heck und sammelte Argumente. Beispielsweise passte ihm nicht, dass Heck für die Schlagerbarden unter Pseudonymen wie „Niels Bremer“ und „Fred Maart“ Texte verfasste und über das Fachblatt Musikmarkt sogar eine selbst getextete Single als empfehlenswert einstufte („Ich öffne Dir die Tür zum großen Glück“ von Costa Cordalis). Außerdem betrieb seine Frau zeitweise eine Künstleragentur, in der Interpreten wie Cindy und Bert betreut wurden. Letztlich ging Heck als Sieger des Machtkampfes hervor, und die Bildzeitung schrieb am 2. September 1970, dass das ZDF damals konstatierte, dass man jederzeit einen neuen Regisseur finden könne, wenn das erforderlich sei – als Reaktion auf Branss’ vorheriges Statement, die Show könne jederzeit mit anderen Moderatoren funktionieren und lebe von ihren Interpreten und der Musik. Es spricht für den Profi Heck, dass er mit Branss trotz dieser Intrige noch viele Jahre lang zusammenarbeitete. Bereits im ersten Jahr seiner ZDF-Hitparaden-Tätigkeit moderierte Heck auch den „Deutschen Schlager-Wettbewerb 1969“. Roberto Blanco ging damals als Sieger hervor. Jahrzehnte später wurde das Baden-Badener Festival erfolgreich wiederbelebt – erneut mit Heck als Moderator (in den Jahren 1994 bis 1999 unter dem Namen „Deutsche Schlagerfestspiele“).

Erster Erfolg als Schauspieler: Wolfgang Menges „Millionenspiel“

Im Jahr 1970 schrieb Dieter auch als Schauspieler Geschichte. Das visionäre „Millionenspiel“ aus der Feder von Wolfgang Menge sah die spätere Medienlandschaft teilweise prophetisch voraus. Heck spielte die Rolle als skrupelloser Moderator großartig. Der Erfolg war auch hier groß: Die Einschaltquote betrug 51 Prozent, und es gab den europäischen Preis „Prix Italia“ als beste europäische Fernsehsendung des Jahres. Ungewöhnliche Wege ging Heck 1972, als er innerhalb einer bundesweiten 42-Städte-Tournee Wahlwerbung für die CDU machte – im Rahmen eines Unterhaltungsprogramms mit Showgrößen wie Howard Carpendale(!), Graham Bonney und Bata Illic.

Erfolg als Quizmaster: Die Pyramide

Anfang 1979 baute sich Heck ein zweites Standbein auf und moderierte die Spielshow „Die Pyramide“, die sich genau so lange hielt wie die Hitparade: bis 1994 wurde die Sendung ausgestrahlt und gilt als überaus unterhaltsames Format. Bereits zu Beginn der 1970er Jahre hat Heck mit dem „Kreuzworträtsel-Quiz“, das als „Vier gegen Vier“ weitergeführt wurde, versucht, als Quizmaster zu brillieren – das ist aber insbesondere an der Besetzung des Umfeldes der Shows leider gescheitert. Im Jahr 1980 gab es die letzten Berührungspunkte zwischen Dieter Thomas Heck und der Goldenen Europa. Nachdem man in Saarbrücken den einstigen Schlagerpreis „internationalisiert“ hatte, hatte Heck davon die Schnauze voll und teilte dem neuen Chef der Europawelle Saar mit dem treffenden Namen Hermann Stümpert mit, dass er nicht bereit sei, eine internationale Hitparade zu moderieren. Seine Schlagerparade wurde eingestampft, und Heck zog die Konsequenzen. Schade, dass so ein „Arsch in der Hose“ heute nicht mehr üblich ist. Heck sollte letztlich recht behalten – die Europawelle Saar ist zwischenzeitlich in der Versenkung verschwunden, der Name „Dieter Thomas Heck“ ist bis heute ein Begriff.

Legendärer Schlager-Award: Goldene Stimmgabel

Heck blieb nicht untätig – schon 1981 zauberte er eine neue Auszeichnung aus dem Hut: die Goldene Stimmgabel, die – genau wie die Goldene Europa – ein echter Dauerbrenner werden würde. Nachdem Heck Ende Dezember 1984 aus eigenen Stücken die Moderation der ZDF-Hitparade aufgab, ging es mit anderen Erfolgsformaten weiter. Schon im Frühjahr 1985 präsentierte er die Musikshow „Melodien für Millionen“ – sein größter Dauerbrenner, der bis 2007 ausgestrahlt wurde, und auch das Spielformat „Ihr Einsatz bitte“, das ab dem Frühjahr 1987 zu sehen war, entpuppte sich als Erfolg. Nachdem Heck mit der „Goldenen Stimmgabel“ ein Signal pro deutsche Sprache gegen die Goldene Europa setzte, tat er es 1988 ein weiteres Mal. Er produzierte die „Deutsche Schlagerparade“ der ARD – vermutlich wollte er erneut den deutschen Schlager fördern, nachdem im ZDF auch englischsprachige Songs für die ZDF-Hitparade zugelassen wurden. Weitere erfolgreiche Shows von Heck waren die Aktion Sorgenkind-Show „Das Große Los“ und das „Sommer-Hitfestival“, das kurioserweise in diesem Jahr von Michelle Hunziker eine Wiederbelebung erfuhr, die Werbung für Dieter Thomas Heck machte, weil dessen Moderationsstil einfach um Klassen besser war als der der wenig schlageraffinen Michelle.

Abschied als Moderator vom ZDF mit Kerner-Gala

Zum 70. Geburtstag wurde Dieter Thomas Heck pompös vom ZDF mit einer von Johannes B. Kerner moderierten Gala in den Ruhestand geschickt. Seine Sendungen waren unvergessen und wurden über Jahre hinweg fast täglich auf Spartensendern wie ZDF-kultur wiederholt. Im Jahr 2008 wurde ihm der Echo für seine Verdienste um die deutschsprachige Musik verliehen. Völlig zurecht wurde ihm in diesem Jahr die Goldene Kamera für sein Lebenswerk verliehen. Nur noch selten trat Heck bei großen ZDF-Sendungen auf, z. B. bei der Show zum 50. Geburtstag des Senders im Jahr 2013 und bei der Show „Unsere größten Hits“ im Jahr 2016. Heute feiert Dieter Thomas Heck seinen 80. Geburtstag. Warum das ZDF eines seiner wohl wichtigsten Aushängeschilder (wenn nicht sogar DAS wichtigste Aushängeschild des ZDF) nicht irgendwie ehrt, verstehe, wer will. Schlager.de verneigt sich jedenfalls vor einem Mann, der Zeit Lebens für den deutschen Schlager gekämpft hat und dieser Linie auch dann treu blieb, wenn es unbequem wurde. Dafür hat er sich großen Respekt verdient. Er verstarb am 23. August 2018 in Berlin.
Veröffentlicht inTV

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