Seit mehreren Wochen, so scheint es zumindest, versinkt die Schlagersängerin Rosanna Rocci in eine gewisse Lethargie. Auf ihrem Facebook-Profil liest man viele Beiträge, die bei Fans in die Kritik geraten. Wir wurden gefragt, was bei der Sängerin los sei und warum man einigen ihrer Kommentare fast schon den Hang zu Verschwörungstheorien nachsagen könnte. Wir haben mit der gebürtigen Italienerin gesprochen und es steht fest: Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung!
Rosanna, wie geht es Dir denn im Moment?
„Langsam geht es mir wieder besser. Ich habe wirklich schlechte Zeiten hinter mir und war in einem tiefen Loch. Aber so langsam wird ja das Wetter wirklich schön und ich komme auch aus dem dunklen Loch wieder heraus.“
Hast Du denn in dieser Corona-Zeit neue Seiten an Dir kennengelernt, die Dir selbst bisher verborgen waren?
„Ja! Ich habe mich zum Beispiel nie für Politik interessiert, ich fand das immer uninteressant. Aber jetzt, wo ich so lange keine Musik mehr gemacht habe, habe ich plötzlich das Interesse dafür entwickelt. Nicht nur was hier in Deutschland los ist, sondern auch weltweit. Ich hatte bisher ja immer nur meine Musikwelt, aber jetzt hatte ich mal die Zeit, alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Manchmal hat man von Dingen ja auch einfach nur ein falsches Bild vor Augen!“
Und was hat sich da jetzt für Dich herauskristallisiert?
„Ich finde, das ist alles spannend und interessant. Zum Beispiel schaue ich kein Fernsehen mehr oder keine Filme. Ich finde es spannender, mir Berichte durchzulesen und so zu erfahren, was in der Welt passiert. Zum Beispiel, wenn die Regierung ihre Meinung ändert. Mir ist bewusst, dass das alles gerade eine sehr schwierige Zeit ist, wir befinden uns in einem Ausnahmezustand. Aber manchmal passieren schon Dinge, die ich merkwürdig finde.“
Rosanna Rocci: Ärger, weil sie keine Maske trägt!
Welche sind das Deiner Meinung nach?
„Die Sache mit der Maske zum Beispiel! Wochenlang brauchten wir keine zu tragen oder zu benutzen. Am Anfang hieß es sogar, dass die Maske schädlich sei, da man seine bereits verbrauchte Luft wieder einatmen würde. Und dann war es plötzlich so, als würde ohne sie nichts mehr gehen. Plötzlich sollte sie Leben retten und schützen – und zwar von jetzt auf gleich. Im Supermarkt: Maske! In der Tankstelle: Maske! In der Bank: Maske! Überall muss man sie tragen, ob man sie verträgt oder nicht! Und ich vertrage das Tragen der Maske nicht. Mir wird schwindelig, mir wird schlecht, ich habe Angst. Inzwischen habe ich auch eine Maskenbefreiung und trage sie nicht mehr!“
Kamst Du schon in eine Situation, in der Du deswegen Ärger hattest?
„Nun ja, ich wurde 1x aus der Tankstelle und 1x aus der Apotheke geworfen. Aber jetzt, mit der Befreiung ist das besser! Ich frage mich ja immer nur, ob zum Beispiel in Holland ein anderes Virus ausgebrochen ist? Da muss man nämlich keine Maske tragen. Man hält Abstand, desinfiziert sich die Hände und das reicht auch. Ich habe bis jetzt noch nicht aus Holland gehört, dass es dort mehr Todesfälle gab. Und solche Dinge wollen mir nicht in den Kopf und die belasten mich eben psychisch!“
Rosanna Rocci: Es ist nicht Corona, was mir Angst macht!
Kommen wir zurück zum Hauptthema! Wie viele Deiner Auftritte sind Dir inzwischen weggebrochen?
„Ach, eine genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber es sind sehr, sehr viele! Dadurch ist selbstverständlich auch eine Menge Geld verloren gegangen, aber das ist gerade überhaupt nicht mein Problem. Denn die Musik ich für mich nicht nur ein Beruf, von dem ich lebe, sondern auch eine Leidenschaft. Und es war die letzten Wochen schlimm für mich, dass ich keine Musik machen konnte. Ich konnte einfach nicht, auch vom Kopf her. Ich war wie gelähmt! Und das hatte ich schon mal mit 15. Da haben mir meine Verwandten in Italien, nicht meine Eltern, das Singen verboten. Und da habe ich jetzt ein Deja vú! Ich habe mich damals schon dagegen gewehrt, weil ich unbedingt singen wollte und heute geht es mir genauso! Das Verbot, meinen Beruf, meine Leidenschaft, meine Liebe nicht ausüben zu können, hat mich wirklich fertig gemacht! Mir fehlen die Menschen, das Publikum.“
Wie sollte es denn Deiner Meinung nach für die Künstler weitergehen? Sollte es von jetzt auf gleich wieder möglich sein, Konzerte zu veranstalten?
„Ich beobachte sehr viel. Auch wenn ich gerade nicht auf der Bühne bin. Ich gehe gerade auch nicht zum Friseur. Schon allein wegen der Maske nicht. Aber die Menschen haben derzeit eine kontrollierte Freiheit. Man geht nicht mehr so oft in Restaurants, man geht auch anders einkaufen. Bei allem was man macht, fehlt irgendwie die Freude. Und ich glaube, selbst wenn es jetzt Konzerte geben sollte, dann wäre es auch nicht wie vorher. Da schwingt immer auch ein bisschen Angst mit. Und ich glaube, es wird da auch ein bisschen Panik verbreitet. Alle reden von einer zweiten Welle, woher wollen das denn alle wissen, sind das Wahrsager?“
Wie gehen denn Deine Freunde mit Deinen Ansichten um, stehen die hinter Dir, unterstützen die Dich, haben sich welche von Dir abgewendet?
„Naja, ich werde für meine Ansichten manchmal schon belächelt. Aber wir haben alle Respekt voreinander. Und so hinterfragt jetzt auch meine Familie so manches, was sie sonst nie gemacht hätte. Wir schauen ja zum Beispiel auch italienische Nachrichten. Ja, es war in der Lombardei schlimm – und ja, es gab Tote durch Corona. Aber eben nicht im ganzen Land, sondern in der Lombardei. Im Süden des Landes war nichts. Und da weiß man auch gar nicht mehr, was man wirklich glauben soll. Wir werden sehen was kommt. Aber eine Sache macht mir wirklich richtig Angst: Die Wirtschaft! Die Wirtschaft ist kaputt und das Schlimme kommt noch. Da haben wir längst noch nicht alles erreicht, da kommt noch eine richtige Pleitewelle!“
Und die wird Dich als Künstlerin ja sicher auch irgendwann treffen, oder?
„Momentan lebe ich von meiner Altersvorsorge. Ich habe auch nie auf großem Fuß oder über meine Verhältnisse gelebt. Aber es ist eben mein Erspartes, was ich jetzt nehme, um zu überleben. Entweder rächt sich das im Alter oder es geht irgendwann voran, so dass ich das wieder ausgleichen kann. Aber es gibt einfach zu viele Geschäftsleute hier, die können das nicht, die haben keine Ersparnisse. Die haben immer alles in ihr Unternehmen investiert und das wird einige die Existenz kosten!“
Rosanna Rocci: „Momentan lebe ich von meiner Altersvorsorge“
Meinst Du, es wäre besser, wenn Ihr Künstler auch einen Anspruch auf Staatshilfen hättet?
„Das hätte es geben müssen. Man hat uns in der Unterhaltungsbranche komplett im Stich gelassen. Wir waren die Ersten, die nicht mehr arbeiten durften und werden die Letzten sein, die es wieder machen dürfen. Und ich spreche da jetzt nicht für uns Künstler. Ich spreche von 1,7 Millionen Menschen, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten, von der Putzkraft über die Garderobiere bis hin zum Lichtmann beim Konzert. Die alle haben nämlich auch keine Einnahmen. Es geht also um sehr viel mehr, als allein um uns Künstler. Alle großen Unternehmen werden mit finanziellen Hilfen unterstützt. Im Inland wie im Ausland. Aber die kleinen fleißigen Arbeiter haben davon einfach nichts. Gerade wenn du über Jahrzehnte hier nichts in Anspruch genommen hast und immer schön deine Steuern bezahlt hast, dann macht mich das fassungslos, was hier passiert.
Und auch, wenn ich jetzt wieder einen Shitstorm mit meiner Ansicht herbeiführe: vor wenigen Wochen gab es eine Demo für George Floyd. Da kamen 15 oder 20.000 Menschen zusammen. Auf engstem Raum, mit und ohne Masken. Es war hinterher aber keine Rede von gestiegenen Infektionszahlen und auch nicht, weil so viele Menschen gleichzeitig zusammengekommen sind. Das ist für mich total unbegreiflich. Treffen sich Menschen, um für die Freiheit zu demonstrieren, dann ist das schlimm und verwerflich, aber geht es um etwas Anderes, dann ist es plötzlich okay? Mit welchem Maß wird denn da gemessen? Die Medien sollen endlich aufhören Panik zu verbreiten, denn davor haben die Menschen am meisten Angst – Angst vor der Panik!“
Rosanna Rocci: „Jürgen Milski hat sich bisher nicht bei mir gemeldet!“
Letztens hast Du Schlagerkollegen Jürgen Milski für seine harten Worte an Patrick Lindner kritisiert (Schlager.de berichtete). Gab es da inzwischen schon eine Aussprache zwischen Euch beiden?
„Nein, bis jetzt hat sich Jürgen noch nicht bei mir gemeldet. Aber ich wäre selbstverständlich zu einem Gespräch bereit! Ich fand das eben Patrick Lindner gegenüber ein bisschen gemein, denn Patrick ist nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Freund. Und er hat, wie viele andere auch, nicht nur für sich, sondern die gesamte Branche gesprochen. Und auch Patrick hat einen Shitstorm abbekommen, da habe ich ihn einfach verteidigt. Warum können wir nicht einmal miteinander, statt immer nur gegeneinander zu arbeiten? Das macht mich traurig und ich hoffe sehr, dass wir da alle schon ganz bald, heile und gesund aus der Sache herauskommen!“
Und um mehr geht es auch nicht. Vielen Dank für das Interview, liebe Rosanna, bleib gesund und pass auf dich auf!