Schlager-Charmeur Roland Kaiser. Im Spätwinter erholte er sich auf einer ausgedehnten Kreuzfahrt. Denn Großes stand bevor: Die Roland Kaiser Tournee zum 50. Bühnenjubiläum. Ein Mega-Spektakel. Eine Herkules-Aufgabe. Was oft vergessen wird: seit 14 Jahren lebt Roland Kaiser nur noch dank einer Lungentransplantation. Und eine solche Lunge arbeitet eigentlich im Schnitt nur 5.5 Jahre. Angst um Roland Kaiser. Mit Schlager.de spricht ein Experte über das Kaiser-Wunder.
So eine Tour fordert auch viel Kraft. Selbst für deutlich jüngere Künstler (Kaiser wird am 10. Mai 72) eine Herausforderung. Wie viel fordernder muss es sein, wenn man eine Krankenakte hat, wie Roland Kaiser.
Roland Kaiser ist fast ein medizinisches Wunder
Seit 14 Jahren lebt er mit einer Spenderlunge. Nur die konnte ihm das Leben retten. Seine Krankheit: COPD. Dies ist eine dauerhafte Schädigung der Lunge und führt zu einer Verengung der Atemwege (Bronchien). Betroffene haben im Verlauf dieser unheilbaren Erkrankung zunehmend Probleme, Luft zu bekommen. Selbst Treppensteigen oder Spaziergänge können zu Atemnot führen. Die letzte Rettung: Eine Lungentransplantation. Doch auch die neue Lunge arbeitet nicht ewig. Dabei hält sich Roland Kaiser mit einem strengen, täglichen Sportprogramm fit. Im Keller seines Hauses habe er dazu unter anderem ein Laufband, ein Rudergerät und ein Fahrrad, sagte Roland Kaiser in einem Interview mit dem Mediziner und Lungenspezialisten Marek Lommatzsch von der Unimedizin Rostock. „Das mache ich jeden Tag eine Stunde.“
Norbert Mülleneisen, Facharzt für Lungen- und Bronchialheilkunde in Leverkusen, Vorsitzender des Berufsverbandes der Pneumologen in Nordrhein e.V. ordnet für Schlager.de ein, wie schwerwiegend auch nach der lebensrettenden Lungentransplantation das Leben danach ist.
Schlager.de: Wann wird entschieden, dass bei einem COPD-Patienten eine Lungentransplantation nötig ist?
Norbert Mülleneisen: „Das bedarf einer sehr komplizierten und langwierigen Analyse mit vielen Untersuchungen im Vorfeld. Da gibt es nicht den einen Entscheider und den einen Grund. Grob gesagt muss der COPD Patient unter 65 Jahre sein, eine schwerste COPD Stadium 4 haben und möglichst wenig Begleiterkrankungen. Er muss vorher eine pneumologische Reha haben. Es erfolgt ein Abgleich der Sterblichkeit auf der Warteliste mit dem Risiko der Transplantation um den sogenannten Transplantationsvorteil zu bestimmen. Dazu gibt es einen Lungenallokationsscore (LAS) von 0-100. Das Transplantationszentrum setzt den Patienten dann auf die Warteliste bei Eurotransplant.“
Wie sieht das Leben nach einer Lungentransplantation aus?
Norbert Mülleneisen: „Das hängt von der Grunderkrankung, dem Alter, den Begleiterkrankungen und dem postoperativen Verlauf ab. Junge Menschen sind oft wieder gut leistungsfähig, aber Ältere bleiben zumeist schwach. Die Patienten benötigen eine lebenslange Immunsuppression, die sie anfällig für Infektionen macht. Die Abstoßung ist immer eine Gefahr und zwar in Abhängigkeit davon wie gut das Spenderorgan zum Empfänger passt. Jedenfalls ist der Patient wöchentlich zur Blutentnahme beim Arzt, misst täglich selbst seine Lungenfunktion und muss viele Medikamente nehmen. Und er muss sich ständig schützen vor Infekten, beispielsweise mit einem Mundschutz. Das erfordert eine hohe Disziplin vom Patienten.“
Ist mit einer Lungentransplantation COPD geheilt?
Norbert Mülleneisen: „Ja die COPD ist zwar weg, aber der Patient ist immer noch schwer krank und die neue Krankheit heißt dann Zustand nach Lungentransplantation, abgekürzt mit LTX.“
Wie lang ist die Lebenserwartung nach einer Transplantation?
Norbert Mülleneisen: „In den USA ca. 3,5 Jahre, in Deutschland sind wir besser und haben ca. 5,5 Jahre mittleres Überleben. (Die eine Hälfte lebt länger die andere Hälfte stirbt früher) Es gibt auch Menschen die deutlich länger überleben.
Kann es mehr als eine Lungentransplantation geben, falls es nötig werden sollte?
Norbert Mülleneisen: „Ja es gibt einzelne Fälle mit 2. Und 3. LTX, das ist aber selten.“
Wenn nicht – Was wären die möglichen Konsequenzen?
Norbert Mülleneisen: „Der Tod.“