Veröffentlicht inNews

Nackte Brüste, Kümmerling & Schlager: So geht es am Ballermann zu

Eine Kolumne über meine erste wilde Nacht am Ballermann – Von Katrin Voigt (Chefredaktion)

Credit: © IMAGO / Daniel Scharinger

Ich gebe zu: Ich arbeite seit etwa 20 Jahren in der Schlagerbranche und war noch nie am Ballermann! Warum? Weil ich jahrelang ein Bild im Kopf hatte: Besoffene Jugendliche, freizügige Menschen und dieses ständige „Döpdöpdöpdöööödööp“… Nicht falsch verstehen: Ich liebe Mallorca! Mich zog es schon an viele entlegene Ecken dieser wunderschönen Insel, doch der Ballermann sollte für mich immer ein Mysterium sein. Bis es letzte Woche geschah: Ich wurde schlicht und ergreifend überredet. Das lustig, haben sie gesagt… nun ja… sie hatten Recht. Und wie!

Kennt Ihr das, wenn man so gar keine Lust auf Party und Menschen hat? Wenn man lieber irgendwo liegen und lesen möchte? Wenn man lieber mit guten Freunden ein Glas Wein in einem schönen Restaurant trinken möchte? Wenn man lieber mit dem Partner gemütlich die Beine hochlegen will? Das alles wollte ich letzte Woche Dienstag! Doch Pustekuchen! „Komm, wir gehen mal zum Ballermann, da warst Du doch noch nie, ich zeig dir das mal!“, sagte jemand zu mir. Naja, nun bist Du einmal hier, dann kannst du ja mal kurz gucken, warum dieser Ballermann jährlich Millionen Besucher anlockt. Nur kurz…

Die Nacht begann im weltberühmten Megapark. Es war etwa 22 Uhr. Die riesige Arena ist allein durch ihren Bau an der Playa präsenter als die Brüste im Bolero. Doch dann der Schock: Das Ding ist ja riesig! Obwohl ich den Megapark bisher aus Erzählungen, Fotos und kurzen Videos kannte, überraschte mich die Größe dann doch total. Tausende Menschen tummelten sich (an einem Dienstagabend!) in der Arena und feierten, was das Zeug hält. Einige der ausgefallensten Outfits kamen mir entgegen, alle lachten, alle waren fröhlich (na gut, vielleicht ein bisschen betrunken), aber in diesem Moment hatte niemand schlechte Laune. Ausnahmslos niemand! Tja, und damit hatten sie mich. Mein erster Cocktail des Abends und ich setzte mich in eine Ecke und staunte. Ein Freund erzählt, dass dort teilweise bis zu 600 Menschen arbeiten würden. 600!!! In einem Etablissement! Alles hochprofessionell und bis ins letzte Detail organisiert und bewacht. Ich war sprachlos. „Komm, lass uns noch in den Bierkönig, wenn wir schon mal hier sind“ – Na gut, nur noch kurz die Lasershow. Ich war im Himmel, ich liebe Lasershows…

Im Bierkönig angekommen war ich zunächst etwas enttäuscht: Es war leer. Mitternachts. Nun ja, zumindest am Eingang. Ich ließ mir erklären, es gäbe den „alten“ und den „neuen“ Bierkönig. Aha. Im „alten“ drängten Schlagerbeats durch die Tür, im „neuen“ war es erheblich voller und es rummste lauter. Also rein da. Und wir hatten Glück, denn wir trafen Schlagersängerin Anna-Maria Zimmermann. Sie erzählte uns, sie hat zwar erst morgen ihren Auftritt dort, aber zweimal im Jahr würde sie einen Tag früher anreisen – „Damit die Mama auch mal ein bisschen Spaß alleine hat“. Für mich als zweifache Mutter absolut verständlich! Lange blieben wir dort allerdings nicht, denn Mama Anna war offenbar in Partylaune: „Du warst noch nie am Ballermann? Dann müssen wir jetzt noch ins Oberbayern, sonst verpasst du ja alles“, sagte sie, nahm meine Hand und schon waren wir draußen. Verschwunden in einer Seitenstraße hinter dem Bierkönig. Eine gefährliche Gegend, wurde mir erklärt. Dort wird man allein ausgeraubt. Puh, wir sind nicht alleine, also los weiter.

Im Oberbayern wurde Anna natürlich überschwänglich begrüßt. Wir lernen DJ Düse kennen – eine Institution am Ballermann: „Du warst noch nie am Ballermann? Da haste bisher aber einiges verpasst“ Jaja… Und dann mein persönlicher Kulturschock: Um ins Oberbayern zu gelangen, mussten wir durch das Bolero, einer Bar im Keller. Dort tanzten lustlos ein paar junge, dünne Mädchen, auf der dunklen Tanzfläche tummelten sich etwa zehn Gäste, die Musik dröhnte, ich wollte nur noch raus. Anna zog uns weiter und schließlich landeten wir im berühmten Oberbayern. Dort trafen wir auf Melanie Müller. Die hatte dort einen Auftritt. Um 1.30 Uhr Dienstagnacht. Manche würden behaupten, das sind unnormale Arbeitszeiten – für einen Ballermann-Künstler geht es da allerdings erst los. Die Menge grölte, als Melanie auf der Bühne ihr Bestes gab. Um mit dem Kümmerling-Konsum meiner Begleiter mitzuhalten, trank ich einen mit. Machte die Musik allerdings auch nicht besser… deshalb schlug Melanie Müller nach ihrem Auftritt vor: „Du warst noch nie am Ballermann? Dann müssen wir jetzt noch in die Rutschbahn, sonst verpasst du ja alles“. Ich ahnte Böses und ja: Dort muss man reinrutschen, buchstäblich. Das taten Anna, Melanie und ich dann auch. Abgesehen davon, dass Melanie Müller nur einen Einteiler trug und Hilfe auf der Toilette brauchte (da sind sie endlich, die nackten Brüste), hätte mir spätestens in der Rutschbahn klar sein müssen, dass der Tag mit Kopfschmerzen beginnt. Bis 5.30 Uhr tanzten wir mit der Security, Fans und Freunden, bis ich feststellte: Ich muss in fünf Stunden wieder fit sein. Letzter Kümmerling und ab ins Hotel. Anna und Melanie blieben noch. Und am Ende saß ich grinsend und beseelt im Taxi und fühle mich pudelwohl. Das erschreckte mich ein wenig, aber „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!“…

P.S.: Auf Fotos wird aus privaten Gründen verzichtet. Das will ja keiner sehen…

Faszination Ballermann - Warum wir ihn so lieben!

Faszination Ballermann - Warum wir ihn so lieben!

Eine Kolumne über meine erste wilde Nacht am Ballermann - Von Katrin Voigt (Chefredaktion)