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Marc Marshall: „Ich lasse niemanden in mein Schlafzimmer“

Not macht erfinderisch: Das dachte sich auch Marc Marshall. Der Sänger hatte in den nächsten Wochen einige Konzerte geplant, die jedoch wegen des Coronavirus abgesagt oder verschoben werden mussten. Also gibt er nun täglich bei Instagram und Facebook kostenlose Online-Konzerte. Darüber, aber auch über seinen Vater Tony Marshall, haben wir mit Marc Marshall exklusiv im […]

Credit: © Tobias Wirth

Not macht erfinderisch: Das dachte sich auch Marc Marshall. Der Sänger hatte in den nächsten Wochen einige Konzerte geplant, die jedoch wegen des Coronavirus abgesagt oder verschoben werden mussten. Also gibt er nun täglich bei Instagram und Facebook kostenlose Online-Konzerte. Darüber, aber auch über seinen Vater Tony Marshall, haben wir mit Marc Marshall exklusiv im Schlager.de-Interview gesprochen.

Wie entstand die Idee zu den Online-Konzerten?
„Ich hatte vom 12.-14. März 2020 mein Jazz-Festival ‚Mr. M’s Jazz Club“, das ich seit 2008 in Baden-Baden präsentiere. Am zweiten Tag haben wir einen Livestream auf die Beine stellen müssen. Leider konnten wir den dritten Tag nicht mehr realisieren, weil einige Künstler nicht mehr anreisen durften. Ich wollte aber etwas aus der Situation machen und gebe deshalb seit dem 16. März jeden Abend um 19 Uhr Konzerte auf Instagram und Facebook. Ich muss feststellen, dass das mir und auch den Menschen guttut. Ich habe in den letzten zehn Tagen 70 Lieder gesungen und lerne immer wieder neue dazu. Daran habe ich große Freude und ich werde das so lange tun, wie es nötig ist.“

Was wollen Sie Ihrem Publikum mit den Konzerten geben?
„Eine Insel, ein bisschen Normalität, mal wegkommen von den ganzen Informationen, die den ganzen Tag auf uns niederprasseln. Wir können uns dem ja gar nicht entziehen. Manchmal kommt es mir vor wie ein Wettbewerb. Der Mensch braucht aber auch Licht, Sonne und positive Gedanken und in dieser halben, Dreiviertelstunde gönnen wir uns das. Ich fordere das Publikum auch dazu auf, sich Lieder zu wünschen. So sind wir ständig in Bewegung und verlieren uns nicht.“

Was singen Sie bei den Online-Konzerten?
„Zu Beginn habe ich sehr viel aus meinen eigenen CD-Projekten ‚Die perfekte Affäre‘, ‚Herzschlag‘ und ‚Nimm Dir Zeit‘ gesungen. Da musste ich noch mit Halbplayback arbeiten. Jetzt habe ich ein ganz breites Programm, von deutschen und internationalen Volksliedern über Wiegenlieder, Popsongs, Schlager bis hin zu Chansons und Klassik. Letzte Woche sind wir auf den Tod von Kenny Rogers eingegangen und haben ‚Lady‘ gesungen. Auch den Tod von Roger Cicero haben wir mit dem Lied ‚Smile‘ in Erinnerung gerufen, weil ich das Lied vor vielen Jahren mit ihm gesungen habe. Wir gehen auch ein bisschen auf die Aktualität ein, aber nicht im Sinne der negativen Aktualität.“

Sie teilen in Ihren Postings auf Facebook und Instagram sehr persönliche und reflektierte Gedanken mit Ihrem Publikum. Warum ist Ihnen das wichtig?
„Ich finde es sehr schade, dass es immer mehr Kunstfiguren gibt, die mit ihrem eigentlichen Ich nichts zu tun haben. Natürlich ist man sowieso als Performing Artist immer etwas privilegiert und überhöht, aber man muss seine eigenen Emotionen deshalb nicht verstecken! Ich lasse deshalb niemanden in mein Schlafzimmer, aber wie es mir geht und was ich über Dinge denke, das macht einen Menschen doch aus! Wenn jemand so ein Sänger ist wie ich, der mit seiner Stimme Emotionen transportieren will, dann sollte er daran arbeiten, diese Echtheit, die er im Privaten für sich in Anspruch nimmt, auch in seinen Gesang mitzunehmen.“

 [radiostoerer]

Marc Marshall spricht über seinen Vater im zweiten Teil des Interviews

 

Wie gehen Sie persönlich mit dem Coronavirus um?
„Ich habe irgendwas in mir drin, was mich schützt. Ich sehe alles und bekomme auch das unendliche Leid mit, aber bisher blieb mein Freundeskreis, meine Familie und ich selbst zum Glück verschont und außer den wirtschaftlichen Konsequenzen gibt es nichts, was mich konkret betrifft. Ich lasse das alles auf mich zukommen, weil ich mir die Zeit, in der es mir noch gutgeht, nicht auch noch verderben lassen will. Ich glaube, jede Sekunde, die ich existiere, ist ein Teil meines Lebens. Da lasse ich andere Dinge nicht zu, weil ich sowieso nicht weiß, wie lange ich lebe.“

[radiostoerer]

Wie geht Ihr Vater Tony Marshall, der ja zur Risikogruppe gehört, mit dem Coronavirus um?
„Der ist ja sowieso seit längerer Zeit gefährdet. Vor einem Jahr hat man schon gedacht, dass er das gar nicht überlebt, als er so lange im Krankenhaus war. Der hat auch eine gewisse Genügsamkeit, hat ein unfassbar intensiv gelebtes Leben. Er beobachtet die aktuelle Situation und kann das nicht so wirklich begreifen, aber am Ende steht er jeden Tag auf und ist einfach da. Er weiß, dass die Familie da ist und mehr kann er auch nicht tun. Wegen seiner gesundheitlichen Probleme hat er das Gefühl, dass er ein Problem hat, schon lange Zeit in sich drin. Mit seiner Polyneuropathie, Herz- und Nierenproblemen ist das für ihn jetzt keine neue Situation.“

Sehen Sie sich jetzt überhaupt?
„Im Moment haben wir schon einen konsequenten Abstand. Mein Bruder ist in der Nähe, kauft für meine Eltern ein, aber ansonsten haben wir jetzt keinen persönlichen Kontakt.“

Was sind denn Ihre nächsten Pläne?
„Ich möchte gesund bleiben und weiterhin jeden Tag auf die Bühne gehen können. Letztes Jahr habe ich begonnen, ein Album zu produzieren, das mit Sicherheit dann zum Leben erweckt werden kann, wenn die Rahmenbedingungen dafür wieder gegeben sind. Ansonsten bereite ich drei Konzertprogramme vor, die ich in diesem Jahr eigentlich spielen wollte. Es gibt die Weihnachtstournee, die Abschiedskonzerte mit ‚Marshall und Alexander‘ und Fernsehpläne – es wird mir also nicht langweilig.“

Schlagerstars in der Corona-Krise

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