„Mach ma laut“ ist das Motto, das sich durch Lindas komplettes neues Album durchzieht. Sie möchte damit zum Ausdruck bringen, dass es wichtig ist, zielorientiert zu sein, mutig und offen für neue Wege zu sein, sich einfach zu trauen – „mach dich nicht kleiner als du bist“ lautet das Motto, an dem übrigens Tim Bendzko als Autor mitgewirkt hat. Premiere feierte der Titel übrigens am 6. März 2018 beim Howard-Carpendale-Konzert im Berliner Tempodrom vor 3.500 begeisterten Fans. Carpendale outete sich als Linda-Hesse-Fan.
Mit „Herz voraus“ wird der Gedanke fortgesponnen – „nicht auf die Schnelle“, aber doch konsequent einen Neubeginn zu wagen und neue Wege zu gehen und dabei das Herz nicht zu vergessen – eben „Herz voraus“.
Das persönlichste Linda-Lied
Das laut Linda persönlichste Lied, das sie jemals gesungen hat, ist „Kleine Stadt – große Träume“. Gemeint ist Halberstadt, die „kleine Stadt“, aus der Linda stammt. Das Lied für alle Kleinstädter beschreibt das Gefühl, in jungen Jahren ausbrechen zu wollen, um einige Jahre später das „warme Gefühl, wieder hier zu sein“ zu erleben.
Dass Linda auch „Dancefloor“ kann, beweist sie mit „Völlig normal“ – ein Song, der die Sehnsucht von Club-Tänzerinnen beschreibt, die dem Alltag entfliehen und sich ihren Lieblingsliedern im Tanz hingeben – das ist nämlich „Völlig normal“.
Wortneuschöpfung „Gefühlsverkehr“
In der Wildhütte von Wachterow im Zillertal entstand eins der letzten Lieder für „MML“: „Hey Du“, das für Entschleunigung steht – gerade auch in der Anfangszeit einer Beziehung – frei nach Blümchens Schlager „Gib mir noch Zeit!“. – Direkt zitiert wird Klaus Lages „Zoom“ im Song „Ein Kuss (…will mehr)“ mit der Wortneuschöpfung Gefühls(!)verkehr… – der Bauch will aber wohl mehr. Zwischendurch bleibt da sogar Zeit, die Melodie des Songs zu flöten – es ist nicht das einzige Mal, dass Linda „drauf pfeift“ – vorbei ist es mit der Beschaulichkeit der Wildhütte, wenn der Bauch mehr will… Spannend: „Hey Du“ hat Linda noch mitgetextet, während „Ein Kuss“ von Lindas Lebensgefährten André Franke allein getextet wurde – wenn es um „mehr“ geht, ist das wohl doch eher Männersache? Und Linda ist schließlich laut Eigenaussage kein Mann…
Chaosliebe und Bindungsangst
Dass die hübsche Sängerin bei „Zirkus“ mitgeschrieben hat, ist auch nicht untypisch – ein autobiografischer Ansatz könnte da vermutet werden – es ist vielleicht nicht untypisch für Künstler, wenn sie nicht immer sehr zuverlässig im Alltag sind und „Würstchen, Bier und Cola“ für Grundnahrungsmittel halten. Offensichtlich steht Linda auf diese Macken ihres Lebenspartners und ist eher gegen „Liebe ohne Feuer“, die „auf Langeweile programmiert“ ist. – Dennoch ist sie nicht „Die Braut“ – im gleichnamigen Song fühlt die Protagonistin sich offensichtlich eingeengt und bleibt lieber frei – anscheinend ein derzeit typisches Thema im Schlager (auch Beatrice Egli kennt das ja: „Verliebt – verlobt – verflixt noch mal)… Linda steht offensichtlich gegen Einengung und ist keine Handy-Kontrolleurin. Auch wenn andere ihren Lebenspartner kritisch sehen und sie warnen, sagt Linda (auch musikalisch hörbar): „Ich pfeif drauf“.
Sehr romantisch ist hingegen die Ballade „Denk wieder nur an dich“, die von einer kriselnden Beziehung handelt und mit teils sehr originellen Wortspielen aufwartet („Mittendrein bemerk ich langsam irgendwie – irgendwo und irgendwann ’ne Apathie – Und mein Kopf funkt laut spontane Havarie“ – da muss man erst mal kommen – in dem Fall war es erneut André Franke, dem diese Zeilen einfielen.
„Eigentlich doch ganz schön glücklich“
Der Song „Goodbye“ bildet den Abschluss des vierten Linda-Hesse-Albums. Es geht dabei nicht direkt um persönlichen Abschied, sondern auch darum, mal den Problemen und den Zweifeln „goodbye“ zu sagen. Mit einem nachdenklichen Walzer endet der Reigen der neue Linda-Songs. Sie kommt zum Schluss, dass sie „eigentlich doch ganz schön glücklich“ ist. – Bemerkenswert ist, dass Startextdichter Joachim Horn-Bernges diesen Titel textete. Als Bonus wurden noch „Fan-Mixe“ der Songs „Herz voraus“ und „Mach ma laut“ auf das Album gepackt.
Auch mit ihrem vierten Album überzeugt Linda Hesse mit guten Texten und einem gelungenen Mix aus witzigen und nachdenklichen Songs. Beeindruckend ist, dass sie ihre Songs auch live sehr gut in Szene zu setzen weiß. Einen Tag vor Erscheinen ihres neuen Songs präsentierte sie ihre neuen Lider im Livestream des Radiosenders SWR4 und bewies, eine gute Musikerin zu sein, die ihre Lieder auch gekonnt und charmant anzusagen versteht. Für ihr neues Album „Mach ma laut“ wünscht Schlager.de viel Erfolg!