Tausendsassa Barbara Schöneberger scharrt schon mit den Hufen. Coronabedingt musste ihre letzte Tournee abgesagt werden, jetzt kann es aber endlich losgehen. Das Pensum, dass sie dabei wuppen muss, ist beeindruckend. Kinder, Mann, Haushalt, diverse jobliche Verpflichtungen quer durch die Bundesrepublik. Schlager.de plaudert Deutschlands beliebtesteModeratorin aus dem Nähkästchen und ist dabei so offen wir nie…
Frau Schöneberger, Sie gehen wieder auf Tournee, nachdem die „Alles Gute und so weiter“ wegen Corona abgebrochen wurde…
Barbara Schöneberger: „Nicht abgebrochen, die fand erst gar nicht statt. Bis vor kurzem waren wir auch bei den neuen Terminen jetzt nicht sicher, ob sie in der Form stattfinden können, wie wir es geplant hatten. Leider mussten wir drei Konzerte (in Nürnberg, Mannheim und München) aufgrund von lokalen Corona-Bestimmungen absagen. Aber in die restlichen acht Termine starten wir nun kopfüber rein. Und bis jetzt sind teilweise 50 Prozent verkauft und damit einige der Termine quasi ausverkauft, da man ja nur mit verminderter Kapazität spielen darf. Das ist doch auch schön. Aber, es gibt auch noch Städte, in denen es noch Karten gibt! Hauptsache ist aber, dass wieder jemand vor mir sitzt und klatscht. Bin ich gar nicht mehr gewöhnt.“
Sie werden sich sicher auf die Tour vorbereitet, alles geplant haben: Haus, Kinder, Mann, Termine und dann einfach – Komplett-Absage! Wie sind Sie damit umgegangen?
Barbara Schöneberger: „Ich bin ja kein Singer-& Songwriter, der das ganze Jahr dafür lebt, auf Tour zu gehen. Für mich ist auf Tour gehen zwar auch ein Kraftakt, aber ich habe auch so viel andere Sachen zu tun. In der Regel bin ich morgens noch in der Morning-Show eines Radiosenders, dann treffe ich mittags noch zwei Anzeigenkunden meines Magazins BARBARA und am Abend spiele ich hoffentlich vor einer vollen Halle mein Konzert. Am nächsten Tag fahr ich weiter, moderiere die NDR Talkshow, fahre nach Berlin und mache ein Covershooting, um am nächsten Tag die Aufnahmen für meinen eigenen Radiosender zu produzieren. Ich habe das natürlich sehr schade gefunden, dass die Tour abgesagt werden musste, denn natürlich hatte ich mir schon inhaltliche Gedanken gemacht, aber in diesem Fall wurde so früh abgesagt, dass ich zumindest noch nicht angefangen hatte – sagen wir mal – die Korsage zuzuschnüren. Insofern war das meinerseits alles zu verschmerzen.“
War es schwer, sich jetzt wieder zu motivieren oder war die Vorfreude größer?
Barbara Schöneberger: „Mit jedem Monat mehr, der sich mit zurückgehaltenem Applaus anstaute, vermisst man selbigen auch. Ich habe so eine Lust vor Menschen zu stehen, die auch mich sehen wollen. Ich moderiere auch viele Veranstaltungen, aber da sucht mich nicht das Publikum aus, da bin ich halt einfach da, weil jemand mich gebucht hat. Aber, dass Leute bewusst zu mir kommen, mich sehen wollen und dafür auch Karten gekauft haben, das ist eine Situation, die hatte ich auch schon sehr lange nicht mehr. Umso mehr freue ich mich darauf.“
Worauf freuen Sie sich auf ihrer Tour am meisten?
Barbara Schöneberger: „Darauf, dass die Menschen (hoffentlich) mit mir eine gute Zeit verbringen und lachen, aber letzteres ist manchmal schwer für alle gleich herzustellen, denn natürlich liegt es im Wesentlichen an mir, dass die Leute abgehen, aber in verschiedenen Städten lachen sie an unterschiedlichen Stellen. Ich hab im Programm viele Sachen, wie: ,Männer sind so, Frauen sind so‘, ,Die Männer helfen nicht mit, die Frauen müssen alles machen,‘ da lacht sich das Publikum in Westdeutschland drüber kaputt, in Ostdeutschland aber nicht. Der Grund, es ist schlichtweg nicht deren Lebensrealität. Wenn ich in Halle oder Weimar erzähle, dass die Frau alles macht und der Mann sitzt hinten auf der Eckbank eingeklemmt, dann ist das falsch. Da ist es nun mal so, dass die Frau bereits seit Jahrzehnten ebenfalls arbeitet und der Mann im Haushalt mithelfen muss. Da sind die Menschen aus Ostdeutschland viel weiter als wir aus Westdeutschland, die über diese bestimmte Art von Mann lachen müssen, weil es immer noch unsere Lebensrealität ist.“
Freuen Sie sich, wenn Sie auf „Dienstreise“ sind, dem „Familienstress“ ein wenig entkommen zu können?
Barbara Schöneberger: „Im Prinzip ist ja mein Leben perfekt. Ich habe genau die Mischung aus: Ich bin zuhause und habe alles unter Kontrolle, kümmere mich um alles. Ich organisiere dann natürlich auch alles für die Zeit, in der ich nicht da bin. Allerdings bin ich auch glücklicherweise mit einem Mann verheiratet, der auch 50 oder bei Bedarf mehr Prozent übernehmen kann. Deshalb kann ich auch mein Rollköfferchen nehmen und aus dem Taxi winken und rufen: ,Ciao – für den heutigen Abend müsst ihr einfach mal allein klar kommen.‘ Wir wohnen in Berlin, da kriegt man notfalls auch an jeder Ecke was zu essen. Ich finde, so muss ein Leben auch sein, dass man den größten Teil zu Hause ist, und dass man mal aus der Distanz sagen kann, es geht auch mal eine Zeit lang ohne mich! Ich bin ja auch keine Schauspielerin, die dann mal drei Monate in Südafrika drehen muss. Ich unternehme sehr viel, um meinen Job gut zu machen, aber ich unternehme noch mehr, um hier zu Hause das berühmte schlechte Gewissen zu bearbeiten, was ich hatte, als die Kinder noch kleiner waren, jetzt habe ich es nur noch selten. Ich weiß noch, wie gestresst ich innerlich war, weil ich dachte, ich müsse immer zu Hause sein. Heute sehe ich das entspannter, da ich weiß, dass alles gut läuft.“
In dem Song „Du willst es doch auch“ besingen sie den Alltagsstress einer berufstätigen Mutter – wie ist der Song entstanden?
Barbara Schöneberger: „Naja, das ist im Grunde so eine ,Altersabschnittszeit‘, in der man dann solche Lieder singt. Als ich mein erstes Album gemacht habe, da war ich Single, da hatte ich keine Kinder – da singt man natürlich über andere Sachen, als wenn man verheiratet und ganz normal beschäftigt durchs Leben geht. Ich bin ja umgeben von anderen Frauen, die in der gleichen Situation sind und dann redet man auch drüber, wie es so ist. Allen Frauen, die ich kenne, geht es so: man macht Pläne für eine „heiße“ Date-Night und am Abend denkt man dann: ,Oh Gott, ich möchte einfach nur schlafen.‘ Ich muss immer so lachen, wenn ich eine Jennifer Lopez sehe, wie die uns bei Instagram ihr vermeintliches Sex-Life zeigt, dass die jeden Tag mit ihren Männern ein Wahnsinn-Sex-Feuer abfackelt, aber machen wir uns nichts vor, die ist noch mehr als wir unterwegs und die wird genauso müde wie wir sein. Deswegen darf man sich auch nicht so unter Druck setzten. Manchmal ist es auch schön und ok zu sagen, ich möchte das jetzt nicht!“
„Der blonde Engel“ – „Das beste Date seit Jahren“, „Mein Goldfisch“ „Hajo und Luise“ – das sind alles Texte, die sich nach einem sehr lustigen Mädelsabend anhören, bei dem man sich mal so richtig über Männer, Lover, Familie unterhalten hat. Humorig, aber auch bitterernst irgendwie?
Barbara Schöneberger: „Ich würde sagen, mein Leben ist eigentlich super. Ich habe an den richtigen Stellen die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber ich habe auch in meinem Umfeld Frauen, bei denen man halt sieht, dass die sich das vielleicht mal anders vorgestellt haben. Oder sie sind mit anderen Erwartungen gestartet. Ich kann nicht jedes Leben selbst leben, also habe ich mir natürlich von vielen anderen Inspirationen geholt. Das fließt dann z.B. in den Song „Das beste Date seit Jahren“- übrigens einer meiner Lieblingssongs-, in dem die Alleinerziehende, mit ihrer Mutter und den beiden Kindern zusammenwohnt und endlich mal ausgeht, dann den Moment verpasst, dem Typen einfach zu sagen ,Ich hab übrigens Kinder‘ und denkt im Taxi, wir gehen jetzt gleich nach Hause und es wird ganz toll. Jeder kennt doch den Moment, wo es zu spät ist, was zu sagen, dann rollt die Kugel und dann kommt sie nicht mehr zurück. Genau diese Momente, die kennt man in unserem Lebensabschnitt und in diesem Lebensalter ist ja auch ein Großteil meiner Fans. Deren Lebenssituationen und Erfahrungen möchte ich bespielen. Ich habe wenige 18-jährige Fans. Kürzlich war ich in einer Sendung mit ausschließlich jungen Menschen und da hat der Typ zur Anmoderation gesagt: ,Äh, Frau Schöne, äh Schöneberger, sie sollen ja sehr lustig und unterhaltsam sein..‘, da wusste ich, der kannte mich nicht. Meine Fans, das sind vorrangig Frauen zwischen 35 und 65.“
Wem spielen Sie ihre Songs zuerst vor?
Barbara Schöneberger: „Ehrlich gesagt, ich spiele überhaupt niemandem was vor. Ich glaube, ich habe noch niemals irgendjemanden irgendetwas vorgespielt. Weder Audio noch Video. Bei meinen Freundinnen oder im Bekanntenkreis spielt mein Job auch überhaupt keine Rolle. Ich habe noch nie mit denen über meinen Job geredet. Außer, dass ich mal sage, ,gestern Abend habe ich Lenny Kravitz‘ getroffen. Und dann sage, ,der ist total klein.‘ Aber mehr wird da auch nicht drüber geredet. Ich bin nicht der Typ, der jemanden was vorspielt. Ich bin mir noch nicht mal sicher, dass mein Mann sich jemals mein Album komplett angehört hat. Ich glaube wirklich, dass mein Mann nicht im Ansatz weiß, was ich da mache oder singe. Gott sei Dank!“
Kritikfähig sind Sie aber?
Barbara Schöneberger: „Jasehr! Aber anscheinend gibt es zum Glück gar nicht so viel zu kritisieren! Ich habe eine sehr gute Managerin, die mir ganz klar sagt, wo es lang geht. Und sie ist resolut und eine tolle Instanz!“