Mit Dieter Thomas Heck ist nicht nur einer der bedeutendsten Showmaster der deutschen Geschichte gestorben, sondern auch ein Mensch, der sicherlich viele Menschen geprägt hat. Auch ich habe ihn bewundert und schreibe diesen Text als Fan – nicht als Redakteur, nicht als Journalist – nein – einfach als Verehrer dieses einzigartigen Moderators.
Meine Erinnerungen an die ZDF-Hitparade gehen bis in die frühe Kindheit zurück. Ich muss als 7-jähriger irgendetwas ausgefressen haben und bekam von meinen Eltern eine Strafe, die mich ins Mark getroffen hat: Ich durfte die ZDF-Hitparade nicht sehen. Das habe ich mir gemerkt und durfte Hecks Kultshow künftig immer beiwohnen.
Legendär war schon die von James Last komponierte Titelmelodie der Show, die Heck bis zum Schluss beibehielt. Seine leidenschaftliche Art der Präsentation war einzigartig – er vermittelte dem Zuschauer immer den Eindruck, selber begeistert von denen zu sein, die er ankündigte. (Mit vielen Stars war er ja sogar tatsächlich befreundet). Trotz seines Humors gab Heck seiner Show immer einen seriösen Anstrich – beispielsweise legte er eigentlich immer Wert darauf, gut gekleidet zu sein.
Dieter Thomas Heck hat mich immer damit beeindruckt, dass er hinter dem Schlager stand. Mit anderen Worten: Er stand in einer Zeit für eine Musikrichtung, die im Establishment sehr kritisch gesehen wurde. Damit machte er sich nicht nur Freunde – im Gegenteil. Etablierte Sänger wie Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg verweigerten sich, in seiner Show aufzutreten. Zumindest Lindenberg hat eines Tages erkannt, dass es Heck darum ging, deutsche Musik zu fördern und nahm 1993 die von Heck erfundene Goldene Stimmgabel in Empfang.
Persönlich lernte ich Dieter Thomas Heck kennen. Bei der TV-Show „Melodien für Millionen“ durfte ich meinen Vater begeleiten und lernte den Showmaster als freundlichen und verbindlichen, netten Menschen kennen, der sich für seine Gäste auch dann herzlich interessierte, wenn sie keinen prominenten Namen tragen. Auch hinter den Kulissen war er verbindlich und warmherzig.
Dieter Thomas Heck hat etwas geschafft, was seinen Nachfolgern sehr oft nicht gelang – in der ZDF-Hitparade bestand er darauf, dass die Interpreten „live“ singen mussten (so genanntes Halbplayback: die Musik kam vom Band, die Interpreten sagen live).
Heck wird auf ewig sicher auch für seine humorvoll-menschlicheArt in Erinnerung bleiben. Immer wieder band er sich augenzwinkernd in die Auftritte der großen Hitparaden-Stars ein. Unvergesslich sind seine Auftritte als Duett-Partner vonChris Roberts, der die Frage „Do You Speak English?“ stellte – und Heck sang schräg: „Honey I do“. Auch seine Armbewegungen bei Jürgen Marcus’ „Eine neue Liebe…“-Song sind genau so unvergessen wie die Frage an Vader Abraham, ob dessen Bart echt sei. Er zog daranund nahm in Kauf, dass der Interpret laut „aua!“ schrie. Hecks Polonäsen mit den Gebrüdern Blattschuss („Kreuzberger Nächte“) und Gottlieb Wendehals sind ebenfalls unvergessen – der Mann hatte Humor.
Als zu Beginn der 1980er Jahre die Neue deutsche Welle überschwappte, ließ Heckeszu, die Protagonisten in seiner Hitparade auftreten zu lassen. Obwohl er mit den Inhalten nicht immer einverstanden war (an Geier Sturzflugs „Besuchen Sie Europa“ hatte er zu knacken), war er für Modernisierungen tolerant genug. Das unterscheidet ihn von heutigen Protagonisten. Leider ist es heute bekanntlich nicht vorstellbar, dass Florian Silbereisen (bzw. KLUBBB3) bei Carmen Nebel auftreten. Umgekehrt darf offensichtlich auch Carmen nicht bei Florian auftreten – solche Animositäten hat es in der Ära Heck nie gegeben.
Dieter Thomas Heck war nicht nur ein Held meiner Jugend – Heck imponierte einer ganzen Generation. Gerade in späteren Jahren, als Sender wie „ZDF kultur“ täglich seine Shows wiederholten, war klar, wie stark er mit seiner Ausstrahlung eine ganze Nation geprägt hat. Auch wenn er schon früh mit Auszeichnungen dekoriert wurde, wurde sein Schaffen doch oft belächelt. Über Jahre hinweg wurde ihm anfangs kein großer Respekt gezollt. Posthum wird ihm hingegen eine große Ehre zuteil. Die Verehrung des vielleicht allerletzten Showmasters der „alten Schule“ schlägt hohe Wellen.
Irgendwie macht mich das stolz, immer an einen Mann geglaubt zu haben, der vom Establishment kritisch gesehen wurde. Heck hatte immer „Arsch in der Hose“, stand zu seinen Überzeugungen und hatte einen tollen Humor. Kaum einer verstand es, so mitreißend wie er Anekdoten zu erzählen, ohne dass es langweilig geworden wäre. Das ist nicht schlecht für einen Menschen, der als Kind aufgrund einer traumatischen Erfahrung noch stotterte und über Jahre hinweg als Autoverkäufer tätig war. Knapp 16 Jahre ZDF-Hitparade und knapp 39 Jahre Tätigkeit für das ZDF sind kein Pappenstiel. In Erinnerungen bleiben neben der Hitparade auch Shows wie „Die Pyramide“ und „Melodien für Millionen“. Auch die Erfindung der (leider eingestellten) Goldenen Stimmgabel war wichtig für den deutschen Schlager.
Er hinterlässt seine geliebte Frau Hilde und drei Kinder. Wir von Schlager.de sagen:DANKE, dass es dich gab, Dieter „Thomas“ Heck!!!